Von arabischen Scheichs, horizontalen Heubodenmachenschaften, einem erwarteten Favoritensieg und einem terroristischen Säure-Anschlag auf die Siegertrophäe

Von Thiago Maschkerano

 

Wir schreiben das Jahr 2011: Ganz Thüringen ist von Sportevents besetzt, bei denen bärtige Scheichs in Vip-Logen mit Dolby-Surround-Sound und beheizten Massagesesseln sitzen und mit Milliarden an Sponsorengeldern einst maroden Hinterhof-Klitschen zu global vermarktetem Glanz verhelfen. Ganz Thüringen? Leider ja, denn auch das kleine, ehrenwerte Turnier, das sich derart turbokapitalistischen Machenschaften bisher erfolgreich widersetzt hat, wurde von einem potenten arabischen Kameltreiber aufgekauft. Sein Name: Yasin El Ishaq.

 

Mit rostigem Methusalem-Bart und besticktem Satin-Mantel sitzt er selbstgefällig im Vip-Zelt der Fieldstreet Arena. „Iche misch freue särr, mit meine Millionnä gekauft habbe diese Kupp. Diese Kupp isse bekannt in ganze Welt.“ Mit diesen Worten küsst er den Pokal und macht es sich zwischen seinen Marionetten, den selbsternannten Organisatoren dieser bisher so bodenständigen Friezeitveranstaltung – Basti, Franco und Mateo – bequem und erklärt die Spiele für eröffnet.

 

Mit seinen Petrodollars hat El Ishaq sogar bewirkt, dass er – verkleidet als einfacher Arbeiter Patrick Michael – selbst an der von ihm einverleibten, seelenlosen Kommerzveranstaltung teilnehmen darf.

 

Doch nun zum Sportlichen: Trotz aller Unstimmigkeiten bezüglich der ideellen und wirtschaftlichen Ausrichtung des Events, fanden sich am Samstag, dem 13. August, wieder 23 Tischtennisbekloppte ein, um den prunkvollen Pokal zu gewinnen. Team DDR war nach diversen Dopingverstrickungen und daraus resultierenden ungewollten Körpermutationen gar nicht erst angereist, sodass Gutschi seinen Titel nicht verteidigen konnte.

 

In Gruppe A setzte sich der hohe Favorit Stef souverän durch, sensationell gefolgt von Franco Ortiz, der mit seinem knochigen Körper an diesem Tag erstmals auch sportliche Schlagzeilen schrieb, nachdem er in den Vorjahren ausschließlich durch sexuelle Entgleisungen aufgefallen war – doch auch diese sollten noch folgen. Sebastian lag mit seiner Kelle an diesem Tag wieder auf einer Welle und folgte gemeinsam mit dem zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise noch nüchternen Newcomer Spindi ins Achtelfinale. Für Claudia und Stefan erwies sich die Profibühne noch als zu groß.

 

Gruppe B bot nicht nur sportliche, sondern auch optische Leckerbissen. Gleich im ersten Spiel trafen mit Thiago und Anne die beiden bestgekleidetsten Spieler des Turniers aufeinander und sorgten für Blitzlichtgewitter und ohnmächtige Groupies auf den Tribünen. Beide kamen schließlich, begleitet von Jaci Förster und dem waschechten Wiener Alex, eine Runde weiter. Juliane und André mussten nach tapferem Kampf die Segel streichen, wobei André vor allem mit den Tränen kämpfen musste, weil er sich nach einem sehenswerten Warm-Up mit Thiago schon im Finale wähnte und die eigenen Erwartungen wie jedes Jahr nicht erfüllen konnte.

 

Gruppe C bot mit Mateo dagegen das optische Kontrastprogramm: mit gestreiftem Schweißband und seinem passiven Spiel zum Abgewöhnen erinnerte er an die Martina Navratilova der späten 80er – nur ohne vergleichbaren Erfolg. Die Vorrunde überstand er dennoch, gemeinsam mit Daniel, Jessica und Bum-Bum-Bert. DJ Metti Konfetti wurde zum Rohrkrepierer und konnte sich nach der Vorrunde dem Vorbereiten diverser akustischer Terroranschläge für die After-Show-Party widmen.

 

In Gruppe D erkaufte sich der eingangs erwähnte, als einfacher Arbeiter Patrick verkleidete Scheich El Ishaq den Gruppensieg, außerdem streichelten ihm Kunzer, Wu und Jo seinen rostigen Bart und durften ihm somit ins Achtelfinale folgen. Waldemar Kühn zeigte, dass er mit dem Rennbootlenken besser zurecht kommt als mit dem Tischtennisschläger und musste die Koffer zusammen mit Franzi schon nach der Vorrunde packen.

 

Das Achtelfinale bot dann eher Schonkost – Thiago, Mateo, Jessica, Daniel, Stef und Sebbl blieben ohne Satzverlust, lediglich El Ishaq aka Patrick und Franco the Bonehunter mussten einen Satz abgeben.

 

Im Viertelfinale war der Torres für Arme dann mit seinem knochigen Latein am Ende und machte gegen den souveränen Thiago keinen Stich – was sich später auf dem Heuboden noch ändern sollte. Daniel ließ sich vom Scheich, der ihm eine Horde rumänischer Rummelnutten anbot, nicht kaufen und schickte ihn mit 3:0 zurück in die Wüste. Mathias hatte im Duell der Veteranen gegen seinen Nachbarn Basti bis auf ein paar gute Vorsätze fürs nächste Jahr nichts zu bestellen und schied sang- und klanglos aus. Im letzen Viertelfinale setzte sich der seit Jahren im Fokus der Dopingfahnder stehende Stef gegen die bravourös kämpfende Jessica Förster durch, die ihm sogar einen Satz abnahm – was danach keiner mehr schaffen sollte.

 

Das spannendste Duell des Turniers sahen die Zuschauer in der von den Scheich-Milliarden sanierten Jan-Ove-Waldner-Arena im ersten Halbfinale zwischen Daniel und Thiago. Beide agierten nervös und profitierten von den Fehlern des Gegners, auch wenn sie vereinzelt spielerische Highlights zeigen konnten. Daniel kämpfte den nicht ganz austrainiert wirkenden Thiago (Kampfgewicht 125 kg, und dies, nachdem er durch das Stutzen seines Bartes bereits 5 kg abwerfen konnte) schließlich mit 3:2 nieder, woraufhin dieser sich traurig auf den Heuboden der Arena zurückzog. Dort kam es zu einem horizontalen Eklat: Franco el Homo stürzte sich wie eine wilde Bestie auf ihn und vergewaltigte ihn auf brutalste Art und Weise – das verstörende Video dieser Tat kursierte eine Weile bei YouTube, ehe es vom SGST (Sonderkommando gegen schwule Triebtäter) indiziert und beschlagnahmt wurde.

Im zweiten Halbfinale spazierte Stef mit einem lockeren 3:0 gegen Hühnergott Basti ins Finale.

 

Trotz stechender Schmerzen in der Lendengegend konnte sich der traumatisierte und benutzte Thiago gegen Sebbl mit 2:1 die nicht vorhandene Bronzemedaille sichern.

 

Das Finale verlief einseitig. Die trotz Damenbart und Gunther-Emmerlich-Gedächtnisstimme noch immer nicht des Dopings überführte Berlinerin Stef(fie) deklassierte den tapferen, aber chancenlosen Daniel mit 3:0 und sicherte sich ihren zweiten Titel nach 2007.

 

Die festliche Atmosphäre auf der traditionellen After-Show-Party wurde in diesem Jahr mehrfach getrübt. Die empörten Gäste konnten sich nicht entscheiden, was schlimmer war: das Geschrammel von Mateo Urlaub und seinem mehr kon- als genialen Drummer Bela Erdmann, die nach ihrem Smashhit „Asexueller Gruppensex“ aus der Feder von Thiago anscheinend den Gong für die letzte Runde verpasst haben. Oder den volltrunkenen Krakeeler Spindi, der die Crowd mit seinem Sprung-in-der-Platte-Spruch „Daas Schlümmste is, wenn das Biiieer alle is!“ höchstens zum Messerzücken animierte. André brachte es mit seiner besten Weisheit des Tages auf den Punkt: „Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“ Doch, Mateo konnte. Er ließ sich Würstchen und Sangria zu später Stunde noch einmal genüsslich durch den Kopf gehen.

 

Leider schrieb der Cup in diesem Jahr auch nach dem sportlichen Wettstreit noch negative Schlagzeilen. So wurde die Siegertrophäe in einer nächtlichen Aktion dreist entwendet. Zur Tat bekannte sich mittlerweile die anonyme dschihadistische Terrororganisation „gestörte Pokalräuber“. Mittlerweile konnte mit den böswilligen Entführern die Rückgabe des Pokals ausgehandelt werden. Jedoch bleiben zwei Fragen: 1. Wer will den Pokal überhaupt zurück, nachdem er bei einer heimtückischen, fotografisch dokumentierten Säure-Attacke irreparabel beschädigt wurde?; 2. Wer steckt hinter dieser grausamen Aktion? Scheich El Ishaq, der sich nach dem Motto „only bad news are good news“ auf Teufel komm raus mediale Aufmerksamkeit für seine neueste Event-Errungenschaft erhofft? Organisator Mateo aus demselben Grund + weil er zuviel Zeit hat? Oder doch Gerard Depardieu, der mit seiner Pinkel-Eskapade im Flugzeug kürzlich das Sommerloch füllte und eventuell noch nicht genug davon hatte?

 

Wir dürfen gespannt sein…

 

 

 


Pressekonferenz vor dem Turnier


Das OK auf der Suche nach dem Pokal